Dienstag, 8. Oktober 2013

Wollfestival-Gedächtnisjacke

Die Strickjacke, die ich letzte Woche gestrickt habe, ist inpiriert von dem Modell "Stumpejacke" von Marianne Isager, die ich auf dem Wollfestival in Köln dieses Jahr live bewundern konnte (die Jacke, nicht die Frau). Ich hatte mich dabei umgehend in die Verschlußlösung verguckt. Es war von dort auch noch Garn vom Strickmaschinenkurs übrig, welches ich nochmal um ein weiteres Pfund käuflich ergänzte, und dann habe ich erst mal ein wenig über der Angelegenheit gebrütet. Und nochmal Bilder von der Jacke angesehen. Und nochmal gebrütet. Wie das so bei mir läuft. Und nochmal Bilder, und nochmal brüten. Nach einer Weile sind dann die mir zweckmäßig erscheinenden Schnittänderungen geschlüpft, die Maschenprobe (siehe vorheriges Posting) war gestrickt und ich habe in DesignaKnit 8 den Schnitt erstellt.

Folgendes habe ich geändert: Da das Teil auf der Strickmaschine entstanden ist, musste ich die Seitenteile und den Kragen von den restlichen Leibteilen getrennt arbeiten. Ferner habe ich den Schnitt des Leibs verschlankt und gestreckt, da ich nicht so stumpig aussehen wollte, wie der Name der Originaljacke es verhieß. Ansonsten habe ich noch die Ärmel mit Armkugeln gearbeitet, da ich keine überschnittenen Schultern mag. Und die Seitenteile und die Ärmel sind hauptsächlich glatt rechts gestrickt, da dabei der Garnverbrauch geringer ist.

Hier mal Bilder von den Einzelteilen, aus denen die Jacke zusammengesetzt ist:






Da ich das Garn in zwei unterschiedlichen Partien vorliegen hatte, habe ich ein wenig getrickst und die Seitenteile und Ärmel mit dem Farbwechsler gestrickt, immer zwei Reihen in der einen Partie und dann zwei Reihen in der anderen. Wenn man genau hinsieht, kann man das zwar auch erkennen, aber es fällt nicht ganz so auf, als wenn da eine harte Kante mit zwei unterschiedlichen Farbflächen gewesen wäre. 

Ich habe bei dieser Jacke gefühlt tausend Fehler gemacht, und habe sie fast zweimal stricken müssen. Aber aus Fehlern lernt man ja. Aus einigen muss man auch zweimal lernen, weil man in der Zwischenzeit schon wieder vergessen hat, was man beim ersten Mal gelernt hat ...
In diesem Fall besonders die Tatsache, dass man, wenn man in DK8 im Standardschnitt etwas entwirft, um es im Originalschnitt weiterzubearbeiten, man unbedingt die Bündchen auf Länge 0 setzen sollt. So ware die Ärmel leider einfach mal 4 cm zu kurz, und ich habe einen verregneten Nachmittag damit verbracht, einen Faden über dem Bündchen zu ziehen und da dann ein Stück reinzuflicken (eine üble Geduldsprobe). Und man kann gerne Halsbündchen etwas kürzer stricken, als man es eigentlich für ein entspanntes Maschenbild müsste, damit sich die Vorderpartie nicht unnötig längt. Aber stattdessen habe ich einfach noch einen Faden zur Stabilisierung in die Naht eingezogen, das tut's auch.

Zum krönenden Abschluss hier ein Bild von der fertigen Jacke:



Trotz der diversen gemachten Fehler ist das Endergebnis zufriedenstellend geworden. Besonders amüsant fand ich es, dass ich zwei farblich exakt passende Knöpfe in meinem Fundus hatte. Sie stammen von einem Kleid, dass ich vor etlichen Jahren mal genäht, aber nie angezogen habe, weil es leider wie ein blöder Bademantel aussah. Ich habe dann die Knöpfe abgetrennt und den Rest schweren Herzens weggeworfen, aber da war nix mehr zu retten, Schnitt und Stoff waren einfach doof kombiniert. 

Ich sollte wirklich wieder mehr Maschinenstricken, damit ich mich beim nächsten Mal nicht wieder so quälen muss ...

Und ich bin immer noch erstaunt, dass sich die Schachenmayr Extra Merino so problemlos auf dem Feinstricker verarbeiten ließ. Eigentlich ist sie nämlich zu dick dafür und ideal für den Mittelstricker (zu dem ich aber kein Doppelbett habe, weswegen Vollpatent nicht machbar gewesen wäre).