http://www.sewnsushi.de/sewingsecrets/chanel/chanel.pdf
Ich hatte vor ewiger Zeit schon mal ein Chanel-artiges Jäckchen gemacht, nach dem Burda-Schnitt 4701, das muß irgendwann so Mitte der 90er gewesen sein. Da konnte doch jetzt endlich mal ein neues her. Der Stoff war schnell gefunden, ein friedafarbener Bouclé. Aber erst mal brauchte ich einen Schnitt. Ich habe mir den Schnitt selber nach Müller und Sohn erstellt, das gibt einfach eine schönere Passform als wenn ich einen fertigen Schnitt genommen hätte. Es ist aber natürlich mit mehr Arbeit verbunden.
Nach der Schnitterstellung war der Zuschnitt dran. Der Stoff sah zwar schön aus, aber war irgendwie so labberig und haltlos, dass ich das Vorderteil lieber komplett mit Vlieseline G405 bebügelt habe. Ebenso den oberen Rücken und die Armlöcher. Der Gedanke, Ärmel in völlig verzogene Armlöcher einnähen zu sollen behagte mir nämlich überhaupt nicht.
Als nächstes wurde dann das Futter an den einzelnen Schnittteilen des Oberstoffs festgequiltet. Das Futter war einfach grässlich. So etwas flutschiges habe ich selten erlebt.
Dann kamen die Ärmel rein. Von außen sah es ja schon mal echt gut aus.
Von innen eher noch nicht. Man kann aber sehr schön den Volumenvlies-Streifen sehen, der mir die Armkugelrundung auffängt:
Als nächstes wurden in mühevoller Kleinarbeit alle Futternähte von Hand geschlossen. (Kommentar meiner Kollegin: Warum tust Du sowas??? Gute Frage. Geht halt nicht anders, wenn das Futter am Oberstoff dran ist.)
Dann gab es Knopflöcher. Auf dem Oberstoff sind sie gestickt.
Im Futter sind sie gepaspelt.
Ja, ich habe mir wirklich die volle Dröhnung gegeben. Keine halben Sachen!
Noch 'ne flotte Borte drumherum, das sieht doch schon fast fertig aus:
Na gut, noch Taschen drauf und Knöpfe dran. Ach ja, und natürlich das Futter noch per Hand an den Kanten befestigen. (Ist eigentlich jemandem das omnipräsente Bügeltuch mit den Herzchen drauf aufgefallen?)
Ich bin stolz wie Oskar! Und wer bis hier durchgehalten hat, wird auch noch mit dem Rock zum Kostüm bestraft!
Ein ganz schlichtes Teil. Der Witz liegt im Saum, der ist nach chanelliger Art mit der Webkante verstürzt.
Ich hoffe, ihr habt Euch nicht zu sehr mit meinen Beschreibungen gelangweilt. Immerhin habe ich es mir gespart, auch noch ein Bild von der Kette zu zeigen, die ich am Saum der Jacke befestigt habe.