Montag, 23. Juli 2012

Piep-Piep mein Vögelchen

Ich gebe zu, "Piep-Piep mein Vögelchen" lässt nun nicht unbedingt darauf schliessen, dass sich dahinter eine Lochmusterjacke verbirgt. Bei dem Garn handelt es sich aber mal wieder um eine Wollmeise, diesmal die Lace-Variante, die mir letztes Jahr zu Weihnachten in Form eines 300g Stranges zugeflogen ist. Lange habe ich überlegt, was ich mit dem schönen Garn wohl machen sollte, es sollte ja entsprechend gewürdigt werden, und ein schnödes Strickstück ohne Pepp kam dafür ja nicht in Frage. 2 Tücher daraus zu stricken wäre zwar möglich, aber auch nicht eben einfallsreich gewesen.
Da nun aber der Sommer dieses Jahr so unsommerlich ausfiel und ich noch diesen rosa Rock da hatte, zu dem ich noch etwas wärmendes hätte gebrauchen können, habe ich beschlossen, dass ich einfach eine Jacke daraus mache.

Und wegen der speziellen Würdigung habe ich mich dann schön in Designaknit 8 ausgetobt.



Falls sich einer wundert, was diese vielen Teile zwischen Front und Rücken sind, das ist ein Schösschen das quer gestrickt wird und abwechselnd Partien mit verkürzten Reihen für die Formgebung und Musterstreifen enthält. Dazu musste ich das Lochmuster Nr. 142, das ich verwenden wollte, erst mal im Musterdesigner von DK8 quer legen. Geht leider nicht automatisch, daher Handarbeit. Und dann habe ich es auch gleich noch für die beiden schmaleren Musterstreifen aufgesplittet. Und so sieht das ganze dann gestrickt aus:


 Das Vorderteil sollte auch noch ein Muster bekommen. Da ich aber auf die Idee verfallen war, die vordere Jackenkante geschwungen zu machen, damit man den hohen Bund von dem Rock auch gut sehen kann, konnte ich das Lochmuster leider nicht einfach gerade hochlaufen lassen. Also wieder eine Portion Handarbeit:



Gestrickt sieht das dann so aus:




Man kann also ein Lochmuster durchaus mit ein wenig Gewalt auch um die Ecke biegen ... 
Der Rest der Jacke war dann eher unspektakulär vom Design her. Etwas abenteuerlich war dann aber wieder das Stricken selber, da DK8 ein wenig eigenwillig bei der Umsetzung des Musters am Schösschen war. Ich glaube, das mag nicht so gerne, wenn man Lochmuster spiegelt. Auf jeden Fall hat es mir die Schlittentouren von Strickschlitten und Lochmusterschlitten gelegentlich durcheinander geworfen. Aber nichts, was man nicht notfalls mit ein wenig Nachdenken wieder auf die Reihe kriegt. Etwas unangenehmer war, dass ich gelegentlich mal mitten im Lochmuster einen Fadenriss hatte, was mittelschwerde Tobsuchtsanfälle und hektische Rettungseinsätze zur Folge hatte. Liess sich aber alles wieder hinfrickeln. 

Die letzte Herausforderung bestand dann darin, die Bündchen von Hand in kraus rechts mit Nadelstärke 2 zu stricken (daher der Anschlag auf Kontrastgarn auf dem Bild oben), ohne dabei in tiefen Schlaf zu fallen ... Ich hätte zwar den KG nehmen können, wie ich es bei den Ärmeln getan hatte, mag aber gestückelte Bündchen nicht unbedingt, und da  das ja eine überschaubare Menge an Maschen war ... Recht langweilig war es auf jeden Fall, was spätestens dann so richtig auffiel, als die 4 Knopflöcher förmlich zum Höhepunkt des Tages gerieten. 
Wen es interessiert: Ich nehme für Bündchen am Halsausschnitt und vorne an Jacken fast immer 10% weniger Maschen als von der Maschenprobe her für die Länge der Kante berechnet werden würde. Je nach Material vielleicht so gar noch ein paar Maschen weniger. Das verhindert, dass die Kante labberig wird. 

Das Ergebnis entschädigt mich aber für sämtliche Mühsal (die nicht wirklich übertrieben mühselig war):




Der Sitz ist gut und das ganze Teil sieht ziemlich so aus, wie ich es mir vorgestellt habe. Und ich habe auch den Eindruck, dass der schöne Strang genug gewürdigt wurde. Verbraucht habe ich 265g von den vorhandenen 300g.